Ein Plädoyer für die Schiedsrichter
Warum Menschen, insbesondere junge Menschen, in der heutigen Zeit noch Schiedsrichter werden, kann ich mir nicht erklären?
Das sie aber unverzichtbar sind und in manchen Sportarten Mannschaften nur zum Spielbetrieb zugelassen werden, wenn sie auch entsprechende Kampfrichter oder Schiedsrichter stellen, ist unbestritten.
Die Leistungen der Schiedsrichter, häufig noch im jungendlichen Alter, sind natürlich manches Mal kritikwürdig. Aber rechtfertigt dies die Ausbrüche, die sich auch ereignen, wenn Schiedsrichter objektiv gesehen richtig entschieden haben?
Diese Probleme, sind jedoch keine Probleme des Handballs oder des Amteursports, sondern sie unterscheiden sich lediglich in ihrer Tragweite. Im Profisport wird die Situation noch verschärft durch Fernsehaufzeichnungen und Zeitlupen. Ein Fehler, der den Schiedsrichtern dann in der dritten oder vierten Kameraeinstellung nachgewiesen wird, und sie sind die Sündenböcke. Gerne geht dies einher mit der Unterstellung Parteilichkeit, Blindheit, Ignoranz, Bestechlichkeit, Inkompetenz …… .
Diese Schlussfolgerungen werden gezogen aus der Wahrnehmung in Sekundenbruchteilen und losgelöst von der jeweiligen Perspektive.
Von Spielern, Trainern und Fans zu erwarten, dass Fehlentscheidungen und seien es auch nur vermeintliche Fehlentscheidung klaglos hingenommen würden, ist sicherlich nicht realistisch. Dafür befindet man sich in einer emotionsgeladenen Situation, die das sportliche Geschehen schließlich so attraktiv macht.
Alle Verantwortlichen sollten jedoch daran arbeiten, dass es Grenzen geben sollte. Schiedsrichter sind Respektpersonen und keine Sündenböcke. Alle müssen sich immer verdeutlichen: Ohne Schiedsrichter geht es nicht!!
Dies sollte immer wieder bedacht werden, wenn man dazu neigt oder auch nur beobachtet, dass ein Schiedsrichter gerade wieder von Trainern, Eltern oder anderen Fans hemmungslos beschimpft wird.
Diese schlauen Sätze schreibe ich als jemand, der auch gerne den ein oder anderen „Verbesserungsvorschlag“ in Sachen Schiedsrichterentscheidung anbringt und dies ohne jemals Schiedsrichter gewesen oder wirklich regelkundig zu sein. Wenn es in unserem Sport und unseren Hallen weitergehen soll, müssen wir den mutigen Entscheidern in Schwarz, die sich jede Woche überwiegend Kritik (in der Regel von der unterlegenen Mannschaft) anhören müssen, unterstützen. Ich glaube, dass so mancher Schiedsrichter, in vielen Spielen nur halb so viele Fehler macht wie die Spieler oder der Trainer, nur steht er mit seinen Fehler alleine da und wird nicht von Mannschaftskameraden wieder aufgebaut.
Ich bin gespannt, wann ich mich wieder in der Halle bei einem Verbesserungsvorschlag erwische.
Aufhänger für diesen Artikel sind die dramatischen Ereignisse, die sich im Profifußball rund um den Bundesligaschiedsrichter Rafati Ende November 2011 ereignet haben, wir aber nicht vergessen dürfen, vor unserer eigenen Tür zu fegen..
Mit sportlichen Grüßen
Ingo Jarosch